Auf der Suche nach dem verlorenen Glück
Die Autorin, die mehrere Jahre bei den Yequana-Indianern im Dschungel Venezuelas gelebt hat, schildert eindrucksvoll deren harmonisches, glückliches Zusammenleben und entdeckt seine Wurzeln im Umgang dieser Menschen mit ihren Kindern: Sie zeigt, dass dort noch ein bei uns längst verschüttetes natürliches Wissen um die ursprünglichen Bedürfnisse von Kleinkindern existiert, das wir erst neu zu entdecken haben.
Jean Liedloff: Auf der Suche nach dem verlorenen Glück. CH Beck 2017.
Berührung gehört zu den Grundbedürfnissen des Menschen. Ein Mangel daran kann nachweislich krank machen. Umgekehrt können Berührungen sowohl bei körperlichen als auch psychischen Erkrankungen therapeutisch eingesetzt werden. Die Haut ist das Organ, an dem unser Selbstbewusstsein, unsere Identität hängt und das über eine eigene Intelligenz verfügt. Wie kommunizieren Haut und Gehirn? Wie entsteht das Wohlgefühl einer sanften Berührung? In der Beantwortung dieser Fragen zeigt sich, wie sehr Berührungen Teil unseres biologischen Urprogramms sind. Sie sind unverzichtbar für den Erhalt unserer Gesundheit und mobilisieren als Lebenselixier unsere Selbstheilungskräfte.Ein informatives Sachbuch, das mit zahlreichen anschaulichen Fallbeispielen, praktischen Übungen und wissenswerten Tipps überzeugt.
Bruno Müller-Oerlinghausen, Gabriele Mariell Kiebgis: Berührung. Ullstein 2018.
Die Berührungslose Gesellschaft
Eine Berührung kann elektrisieren und wohltuend sein. Sie vermittelt Nähe und Geborgenheit, aber sie kann auch bedrohen, sie kann verwunden, und man kann sich vor
ihr ekeln. Menschen brauchen Berührungen, um zu gedeihen. Aber indem sie sich für andere öffnen, sind sie auch verwundbar. Elisabeth von Thadden fragt, was körperliche Nähe heute bedeutet, und
beschreibt das Dilemma des spät modernen Menschen: Er sehnt sich nach Berührung und will doch vor Verletzungen geschützt sein. Können wir den Kontrollverlust aushalten und freiwillig Nähe
zulassen oder droht die berührungslose Gesellschaft?
Dieses Buch zeigt die Ambivalenzen des modernen Versprechens auf Unversehrtheit und des spätkapitalistischen Strebens nach dem perfekten Körper. Dass Körperverletzungen und ungewolltes Berühren
heute endlich geahndet werden, ist eine große Errungenschaft. Doch wo früher erzwungene Nähe war, droht heute die selbstbestimmte Einsamkeit, in der digitale Welten den direkten Kontakt ersetzen.
Wie gehen wir mit diesem Dilemma um? Wie vermeiden wir einen Verlust der Nähe? Und wie kann die Selbstbestimmung über den eigenen Körper endlich für alle Wirklichkeit werden? Elisabeth
von Thadden erforscht das komplizierte Wechselspiel von Berührung und Distanz in der Moderne und zeichnet dabei ein scharfsinniges Porträt unserer Gesellschaft und ihres Verhältnisses
zum menschlichen Körper.
Elisabeth von Thadden: Die Berührungslose Gesellschaft. CH Beck 2018.
Warum wir ohne Tastsinn nicht leben
In seinem Sachbuch „Homo hapticus“ - Gewinner des Wissenschaftsbuchpreises 2018 in der Kategorie Medizin/Biologie - beschreibt der experimentelle Psychologe erstmals für ein breites Publikum, welch überragenden Einfluss der lange Zeit unterschätzte Tastsinn auf alle menschlichen Lebensbereiche hat.
Anschaulich und mit vielen Beispielen aus dem Alltag erzählt Grunwald, wie faszinierend die Millionen Berührungs- und
Bewegungsmelder zusammenwirken, die unseren Tastsinn ausmachen. Mit Erkenntnissen aus Medizin, Biologie und Psychologie zeigt er, welch große biologische und psychologische Bedeutung Berührungen für Menschen aller Altersstufen haben, warum eine Umarmung mehr tröstet als tausend Worte, warum Massagen und Spaziergänge gegen Depression und Angst helfen, wie die Haptikforschung in Medizin, Erziehung und Bildung genutzt wird und warum wir mit warmen Händen bessere
Chancen bei einem Bewerbungsgespräch haben.
Schließlich macht Grunwald deutlich, wie raffiniert unser Urteil durch die Haptik von Produkten manipuliert werden kann und er
warnt vor einer Welt voller kalter, gefühlloser Touchscreens: „Ein Mensch kann taub, blind und stumm geboren werden, doch ohne Tastsinn können wir nicht überleben.“ Wer dieses Buch zur Hand
nimmt, wird sein Leben und seine Umwelt neu begreifen. »Fühlen ist viel wichtiger für unser Überleben als sehen, hören, riechen
und schmecken.« Martin Grunwald
Was ich im Puff über das Leben gelernt habe!
Zwei Jahre lang arbeitet Ilan Stephani in einem Berliner Bordell als Prostituierte. Sie erschafft sich ein Alter Ego, mit dem sie diesen tabuisierten
Randbereich der Gesellschaft erforscht. Neugierig begegnet die junge Frau dieser für sie bis dahin völlig unbekannten Welt und macht erstaunliche Entdeckungen: Statt Huren und Freiern im
Zwielicht erlebt sie den Puff als Spiegel der Gesellschaft. Die Menschen hier haben mit denselben Ängsten, Mechanismen und Zuschreibungen zu kämpfen wie überall sonst, nur, dass sie offener damit
umgehen.
Sehr ehrlich und nachdenklich beschreibt die Autorin einen Mikrokosmos, in dem sie viel über die menschlichen Besonderheiten lernen konnte. Solidarität und Offenheit sind Werte, die überall
gelebt werden können – dann ginge es allen besser, nicht nur im Bett.
Ilan Stephani: Lieb und Teuer. Ecowin Verlag 2017.
Traumaspuren in Gehirn, Geist und Körper und wie man sie heilen kann
"Das Buch ist von atemberaubendem, geradezu epischem Ausmaß, ein Grundlagenwerk, geschrieben von einem der wichtigsten Pioniere der Erforschung und Behandlung
von Traumata. Es vereint die Erkenntnisse der neurowissenschaftlich fundierten Traumaforschung mit den neuesten Entwicklungen aus dem Bereich der körperorientierten Therapien sowie mit
traditionellen Geist-Körper-Übungen, die über die bloße Symptomlinderung hinausgehen, indem sie uns mit unserer Vitalenergie verbinden und unsere Präsenz im Hier und Jetzt verbessern." -
Peter A. Levine
"Dr. van der Kolks Meisterwerk." - Judith Herman
Dieses Buch erschließt ein faszinierendes neuartiges Verständnis der Ursachen und Folgen von Traumata und schenkt jedem, der die zerstörerische Wirkung eines solchen Erlebnisses kennengelernt
hat, Hoffnung und Klarheit. Traumata sind eines der großen gesundheitlichen Probleme unserer Zeit, nicht nur weil sie bei Unfall- und Verbrechensopfern eine so große Rolle spielen, sondern auch
wegen der weniger offensichtlichen, aber gleichermaßen katastrophalen Auswirkungen sexueller und familiärer Gewalt und der verheerenden Wirkung von Mißbrauch, Mißhandlung, Vernachlässigung und
Substanzabhängigkeiten.
Bessel van der Kolk, der seit über dreißig Jahren in den Bereichen der Forschung und der klinischen Praxis an vorderster Front aktiv ist, beschreibt in seinem Buch, daß das Entsetzen und die
Isolation im Zentrum eines jeden Traumas buchstäblich Gehirn und Körper verändern. Neue Erkenntnisse über die Überlebensinstinkte erklären, warum Traumatisierte von unvorstellbaren Ängsten,
Taubheitsempfindungen und unerträglicher Wut heimgesucht werden und wie Traumata ihre Fähigkeit, sich zu konzentrieren, sich zu erinnern, Vertrauensbeziehungen aufzubauen und sich in ihrem
eigenen Körper zu Hause zu fühlen, negativ beeinflussen. Weil sie oft das Gefühl haben, ihr Leben nicht selbst steuern zu können, und weil sie wegen erfolgloser Therapien frustriert sind,
fürchten viele von ihnen, eine Heilung sei für sie unmöglich geworden.
Das Buch "Verkörperter Schrecken" beschreibt auf inspirierende Weise, wie sich eine Gruppe von Therapeuten und Wissenschaftlern zusammen mit ihren Patienten bemühten, neueste Erkenntnisse aus den
Bereichen der Gehirn- und Bindungsforschung sowie über Körpergewahrsein in Behandlungsmethoden zu integrieren, die geeignet sind, Traumatisierte von der Tyrannei ihrer Vergangenheit zu befreien.
Diese neuen Wege zur Genesung aktivieren die natürliche Plastizität des Gehirns und nutzen sie, um gestörte Funktionen zu reorganisieren und die Fähigkeit, "zu wissen, was man weiß, und zu
fühlen, was man fühlt", wiederherzustellen. Außerdem erschließen sie Erlebnisse, die jenen Empfindungen der Hilflosigkeit und Unsichtbarkeit, die mit Traumata verbunden sind, unmittelbar
entgegenwirken, und ermöglichen es so Erwachsenen wie Kindern, ihren Körper und ihr Leben zurückzuerobern.
Nach der Lektüre dieses Buches werden die Leser Ehrfurcht vor der menschlichen Resilienz und der Macht unserer Beziehungen, zu verletzen und zu heilen, verspüren - ob im geschützten Raum der
Familie oder in größeren Zusammenhängen.
Bessel van der Kolk: Verkörperter Schrecken. Probst Verlag 2017.